Auf der Suche nach vergangenen Spuren: Jüdisches Leben in Michendorf und Umgebung

Eigentlich...
Eigentlich sollte sie Anfang Juni 2021 im Rahmen eines Empfangs der Bürgermeisterin in Michendorf öffentlich vorgestellt werden: die Ausstellung „Auf der Suche nach vergangenen Spuren: Jüdisches Leben in Michendorf und Umgebung“. Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wurde der Empfang abgesagt. Deshalb ist die Ausstellung in einem kleinen Rahmen schulintern eröffnet worden und kann nun von Schülergruppen des Wolkenberg-Gymnasiums besucht werden. In der Ausstellung werden Lebenswege von Menschen aus Michendorf und der Region vorgestellt, die während der NS-Zeit aus rassistischen Gründen ausgegrenzt, diskriminiert, ausgeplündert, aus ihrer Heimatvertrieben oder ermordet wurden. 



Ein Schulprojekt des Wolkenberg-Gymnasiums
22 Schüler:innen des Seminarkurses Geschichte/Religion recherchierten seit Mitte 2019 die Lebensgeschichten von jüdischen Bürger:innen Michendorfs und Umgebung. In Seminararbeiten wurden die Recherche-Ergebnisse verschriftlicht. Um die Ergebnisse auch einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, haben die Schüler:innen die mobile Ausstellung erarbeitet, die in den kommenden Monaten in der Gemeinde Michendorf zu sehen sein wird. Die Jugendlichen setzen sich auf diese Weise dafür ein, dass die Geschichten der jüdischen Bürger:innen Michendorfs und Umgebung erzählt werden und an ihr Leid erinnert wird. Die Lebenswege und Schicksale dieser Familien mahnen uns heute, jeder Form von Rassismus und Ausgrenzung entgegenzutreten und sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen. 
Recherchen vor Ort und online im Netz 
Die Recherchen der Schüler:innen begannen mit einem Besuch im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Golm, um dort Informationen zu jüdischen Personen zu sammeln, deren Namen in Michendorf bekannt waren. Auch das Internet war bei der Spurensuche hilfreich. Erste Hinweise auf weitere ehemalige jüdische Bürger:innen der Region fanden die Jugendlichen auf der Internetseite „Mapping The Lives“. Dort sind Daten von über 400.000 Opfern des Nazi-Regimes dokumentiert. Online wurden die Schüler:innen ebenfalls fündig im Arolsen-Archiv und im Archiv der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem. Unterstützt wurden sie bei ihren Recherchen von Mitarbeiter:innen der Archive vor Ort wie das Brandenburgische Landeshauptarchiv, das Landesarchiv Berlin, das Stadtarchiv Potsdam, das Kreisarchiv Potsdam-Mittelmark und die Gemeindeverwaltung in Michendorf. Auch die Michendorfer Chronik des Heimatvereins war für die Recherchen wichtig. Besonders beeindruckend ist, dass im Verlauf des Projekts Kontakte zu einigen Angehörigen und Freunden ehemaliger jüdischer Bürger:innen Michendorfs hergestellt werden konnten. So gibt es heute aufgrund der Recherchen Schriftwechsel nach Großbritannien, Israel und in die USA.
Ergebnisse
Die Recherche und die Dokumentation der Schüler:innen haben die Gemeinde Michendorf veranlasst, der verfolgten jüdischen Familien aus Michendorf und der Region zu gedenken. Es wurde beschlossen, dass für die Familie Scheidemann fünf Stolpersteine in Michendorf sowie für die Familie Schlesinger zwei Stolpersteine in Wilhelmshorst verlegt werden sollen. Stolpersteine sind Gedenktafeln aus Messing, auf denen die Namen, Geburts-und Sterbedaten von NS-Opfer eingraviert sind. Sie werden in der Regel vor dem letzten selbstgewählten Wohnort der NS-Opfer in den Boden eingelassen.Geplant ist die Verlegung der Stolpersteine für November 2021. Im Rahmen der Verlegung der Stolpersteine wird auch die mobile Ausstellung „Auf der Suche nach vergangenen Spuren: Jüdisches Leben in Michendorf und Umgebung“ in der Gemeinde Michendorf öffentlich zu sehen sein.